Somewhere over the rainbow… Der Regenbogen, der sich ganz am Ende des Rheingold ausbreitet, führt den Traum Wotans weiter. Die Illusion wird von kurzer Dauer sein, der Fluch des Rings wirkt seiner Allmacht entgegen. Indem er den Charakter der Anspielungen ins Universum der Comics und amerikanischen Serien drängt, hat Castorf sein Rheingold als künstliche Welt angelegt, in der sich Feuerwaffen und Testosteron ein Stelldichein geben. Die Rheintöchter sind eine wasserstoffblonde Variante jener Halbweltdamen und Liebchen, denen wir bereits 1976 in der Inszenierung Chéreaus begegneten.
Das Defilee der männlichen Protagonisten kippt über in eine Karikatur des Machismus. Alberich, der seine Wurst verschlingt und sich den Körper mit Senf beschmiert (2013 und 2014) ((2015 war diese Rolle mit Oleg Brijak besetzt (der tragischerweise mit Germanwings in den Alpen verunglückte). Der ihn ersetzende Albert Dohmen weigerte sich, ins Becken zu springen und sich mit Senf zu beschmieren. Er begnügte sich damit, eine Wurst zu bestreichen und zu versuchen, einen Kopfsprung zu machen)), Riesen, die als tätowierte Bodybuilder hereinschneien, Wotan als männlicher Beschützer von Freia und Fricka, der sich lasziv auf dem Bett räkelt… und Donner, der den Wettkampf gewinnt und seinen Hammer auf der Maschine zerschlägt, was die Lichtreklame des Golden Motel wieder leuchten lässt. Das Ersetzen der Konföderiertenfahne (die Fahne Dixielands) durch die Regenbogenfahne unterstreicht auf humorvolle Art eines der Themen gesellschaftlicher Kämpfe im Amerika des ausgehenden 20. Jahrhunderts und die Bedeutung der Schwulenbewegung. Es übersetzt auf Castorfs ironische Art – der Regenbogen kündigt sich ein erstes Mal in den vielfarbigen Fähnchen an der Tankstelle, dann in der Regenbogenfahne an – wandelt das triumphale Erscheinen des Regenbogens im Rheingold in eine für den Zuschauer lesbare Anspielung, die den Mythos wieder in die Wirklichkeit zurückholt, baut Stück für Stück eine Parabel. Die Tetralogie ist die Geschichte einer Männlichkeit in der Krise, ohne Unterscheidung Mann-Frau – was die gepanzerten Heldinnen und andere androgyne Amazonen bezeugen ((siehe auch : Jean-Jacques Nattiez. Wagner androgyne, essai sur l’interprétation. Paris : Christian Bourgois, Musique/Passé/Présent, 1990)). Fricka, die in der Walküre auf einem Arbeiter reitet (2013–2015) ((2016 setzt sie sich auf ihn)) verkörpert eine sowohl sexuelle als auch soziale Dominanz, während Mime, für Siegfried „Vater und Mutter zugleich“, mit seinen Unterweisungen nach einer Art Herrschaft strebt, die er nicht wie sein Bruder mit der Peitsche errichten kann. Die Verkleidung des Bären als Braut drückt die Faszination für die männliche Gewalt eines Siegfried aus, ist stummer Kommentar über eine soziale Landschaft, die von einer mehrdeutigen männlichen Hegemonie beherrscht wird.

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