Bei Castorf fließt der Rhein nicht. Er passt samt und sonders in einen Gartenpool, der hinter dem Golden Motel aufgebaut ist. Ein Element, das ein geografisch wie ideologisch fantasmatisches Bühnenbild vollendet. Ein besseres Beispiel für einen Komfort minderer Qualität lässt sich nicht auftreiben, der Pool ist globalisiertes Symbol fürs Sesshaftwerden und den American Way of Life. Ironischerweise versagt dieser Ikea-Rhein jeglichen Rückgriff auf die romantische Bilderwelt der Lorelei auf ihrem Felsen oder der in seinen Fluten schwimmenden Undinen. An ihrer Statt zeigt uns Castorf drei „Herumtreiberinnen“, die sich auf Liegestühlen sonnen, die auf Kunstrasen stehen.

 Diese Repräsentation einer extrem domestizierten Natur verweist auf die Allgegenwärtigkeit des Öls bei der Transformation der Umwelt. Ein blaues Plastiktuch dient als Ufer eines Chlorwassers, auf dessen Oberfläche Goldpailletten treiben. Die Beschmutzung des Rhein-Pools durch Alberichs Kopfsprung (2013 und 2014) besiegelt den Verzicht auf die Liebe und den Besitz des verfluchten Goldes. Sexuell wie ökologisch „verschmutzt“ sieht der Rhein diesen seltsamen Fisch, den Bauch nach oben… In der Götterdämmerung haben die Rheintöchter ihre Liegestühle gegen die Sitzbänke eines Mercedes vertauscht. Der Bezug auf den Fluss taucht in einem langen Video wieder auf, das Hagens Eintauchen in die jungfräuliche Natur zeigt. Er durchquert das Unterholz und gelangt an eine weite Wasserfläche, an deren Ufer eine Barke auf ihn wartet. Wir nehmen uns heraus, diese Szene als Rückkehr zum Rhein-Styx zu denken, als flüssiges Bühnenbild für eine Metapher der Reise der Seele nach dem Tod, als ob Hagens Aufgeben des Körpers, der mit der Drift davontreibt, Teil einer geheimnisvollen schamanischen Zeremonie ist…

 

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