Frank Castorf liebt Anspielungen auf die Populärkultur, nostalgischer Reflex erster jugendlicher Erregung. Man weiß es nach wenigen Sekunden : Sein Ring wird ironisch sein oder er wird nicht sein. Was bereits im Universum der Comics zu spüren ist (Sigurd, Fafner und Fasolt, etc.), findet sich in den Referenzen aufs Kino der sogenannten „Trashfilme“ wieder. Der Begriff bezeichnet einen Film billiger Machart oder schlechter Qualität, im Allgemeinen reich an blutigen Szenen und nackten Frauen. Es handelt sich dabei nicht um eine ernsthafte Bezeichnung oder offizielle Klassifizierung, sondern stellt eine humorvolle Art dar, technisch und künstlerisch armseligen Produktionen mit einem Namen zu versehen. Eine Schublade für Schund und Klamotte, für Filme, die im Lauf der Jahre (un-)freiwillig komisch werden.

 Im Rheingold tauchen auf den Mauern der Tankstelle Plakate so unwahrscheinlicher Filme wie „Tarzan and the Valley of Gold“, „The Golden Box“ oder der denkwürdige „Teenage Caveman“ auf. In der Götterdämmerung sehen wir „Kommissar X – Drei goldene Schlangen“ in der Szene der Nornen. Die Präsenz dieser Filme kann im ersten Moment anekdotisch und dekorativ erscheinen (man braucht überdies gute Augen, um die Titel zu lesen). Man ahnt jedoch, dass Castorf sie nicht zufällig ausgesucht hat…

Beginnen wir mit „The Golden Box“ (http://www.imdb.com/title/tt0139242/): ein amerikanischer Film von Donald A. Davis (1970), derart vergessen, dass man unmöglich eine Spur auf Video von ihm findet…

 Das Plakat resümiert auf eloquente Art die Anspielung auf die drei Rheintöchter, die ihre kleinen Schlüpfer am Rand des Pools trocknen. Kommentaren zufolge wurde die Vorführung zum Albtraum, das Szenario beschränkt sich auf die Suche nach einer mysteriösen Truhe gefüllt mit Goldbarren und verschlüsselten Dokumenten der Mafia. Als schräger Softporno wird diese Golden Box das Golden Motel um einen Hauch schlechten Geschmacks bereichern, dazu geeignet, mehr als einen zum Schreien zu bringen.

Mit „Tarzan and the Valley of Gold“ (http://www.imdb.com/title/tt0061067/), erklimmen wir eine höhere Stufe des Unwahrscheinlichen und Verrückten.

Nach dem Modell des Wagner'schen Helden gebaut, der gegen die von außen kommende intellektuelle und politische Aggression den Naturzustand verteidigt, begnügt sich die Erzählung dieses kinematografischen Schmuckstücks mit der Geschichte eines sadistischen Bösewichts, der seinen Opfern Spielarten des verfluchten Rings in Form explosiver Anhänger und Armreifen schenkt. Die Entdeckung eines geheimen Tals, in dem das Gold herabrieselt, dient dem Regisseur als Vorwand, den Film über 90 Minuten hin auszudehnen. Der Böse endet versenkt in einem Goldregen (hier wie bei Wagner : Unrecht Gut gedeihet nicht). Die mutigsten Leser können sich den Trailer mit eigenen Augen ansehen (https://www.youtube.com/watch ?v=DebK28BMj60), jene komische Szene, in der die Figur von einer riesigen Colaflasche erschlagen wird.

 Weiter geht's mit „The Teenage Caveman“ (http://www.imdb.com/title/tt0052279/). Wer das Plakat sieht, kann kaum glauben, dass dieser Film außerhalb der amerikanischen Grenzen gezeigt werden konnte.

 

Der Regisseur Roger Corman hat augenscheinlich, was die Spezialeffekte betrifft, Lehren aus Fritz Langs Nibelungen gezogen. 1958 gedreht hat dieser Film überhaupt nichts zu bieten, mit Ausnahme einer Szene, die einen angehenden Siegfried in Tierhaut zeigt, wie er auf einem Hölzchen flötet und durch sein Unwissen einen wütenden Drachen weckt : https://www.youtube.com/watch?v=BOsNNjpFREA#t=20m

 

Die letzte Etappe im Land der Trashfilme führt uns zu „Kommissar X – Drei goldenen Schlangen“, einen thailändisch-deutsch-italienischen (!) Film, bei dem Roberto Mauri die Regie führte.

 

Die siebte Episode der Abenteuer des Billig-James-Bond Kommissar X berichtet von der Drangsal eines großherzigen Helden, der herbeieilt, um eine auf der „Insel der 1000 Lotosblüten“ gefangene junge Frau zu retten, die dort gefoltert und ausländischen Sextouristen angeboten wird. Das Erkennungszeichen der Verbrecherbande ist eine Tätowierung mit drei Schlangen – Drei, wie die drei mit Blut beschmierten Nornen, die zum Auftakt der Götterdämmerung einen Voodoo-Kult praktizieren… Die Mutigsten werden sich den kompletten Film anschauen (auf englisch): https://www.youtube.com/watch?v=3WBBoQX81Ic ; die anderen begnügen sich mit dem Trailer (auf deutsch): https://www.youtube.com/watch?v=XOGo1tGPrj8

 

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