Nach dem Krieg wurden türkische Migranten, der damaligen deutschen Arbeitspolitik entsprechend, angeworben und ließen sich in Berlin häufig nahe der damaligen Zonengrenze nieder, insbesondere im Bezirk Kreuzberg. Sie eröffneten türkische Spezialitätenläden, die unter anderem Döner Kebab verkauften, der heute in ganz Deutschland weit verbreitet ist. Am Fuße der Berliner Mauer gelegen, erscheint die Dönerbude in der Götterdämmerung als eine Art Treffpunkt der Gibichungen, gesehen als Kiez-Größen, was Castorf erlaubt, den Mythos zurechtzustutzen und die Mittelmäßigen in der Mittelmäßigkeit zu platzieren. Ursprünglich wollte Castorf in seiner Dönerbude richtigen Döner, was ihm aber von der Verwaltung der Festspiele untersagt wurde. Sein Assistent Patric Seibert, der auch im Rheingold die Bar betreibt und in allen Opern auftaucht, bedient in der Dönerbude (und nimmt ein böses Ende…) und kümmert sich aus ihrem Innern heraus zugleich um die Bewegungen des Chors sowie um etwaige Vorkommnisse im zweiten Akt, der aufgrund der räumlichen Enge sehr komplex wird.

Zu guter Letzt erinnert Döner Kebab auch mit einem Augenzwinkern an Donner, Gott des Donners aus dem Rheingold, ein Spiel mit Worten und ein Spiel mit Deutschland, mit Donar als einem der Götter der germanischen Mythologie und dem Döner als Zeichen einer neuen sozialen Geographie-Mythologie.

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