Das Motel ist eines der berühmtesten Symbole der amerikanischen Kultur. Der Begriff wurde aus den zusammengezogenen Worten „Motor“ und „Hotel“ gebildet. Das Konzept wurde in Kalifornien geboren und antwortete auf die Notwendigkeit, als Autofahrer in Anbetracht der überaus großen Distanzen ein Unterkunft zu finden. Das 1925 auf halber Strecke zwischen Los Angeles und San Francisco an der Route 101 erbaute „Milestone Mo-Tel“ erlaubte den Autofahrern, ihre Reise auf zwei Etappen zu verteilen und eine komfortable Nacht zu verbringen. Die Architektur des Motels entspricht allgemeinen Behaglichkeitsstandards. Es überrascht nicht im Geringsten diesen Wohnort für Autowanderer im Prolog des Rings wiederzufinden. Mehr erstaunt es zu erfahren, dass dieser Ort, halb Tankstelle halb Motel, weniger amerikanisch ist als es scheint.

Tatsächlich beginnt alles in Wiesloch, einem kleinen baden-württembergischen Städtchen nahe Heidelberg. Am 5. August 1888 kommt ein Patent Motorwagen in einer Wolke aus Staub und Rauch vor dem Laden des Apothekers Willi Ocket zum Stehen. In diesem „Wagen“ sitzen Bertha Benz und ihre zwei Kinder, die ohne Erlaubnis ihres Mannes Carl zwischen Mannheim und Pforzheim zu dem aufgebrochen waren, was als der erste Ausflug im Automobil gilt. Die Stadtapotheke, die Bertha Benz erlaubte ihren Tank mit Petrolether aufzufüllen, wurde bei gleicher Gelegenheit erste Tankstelle der Welt.

Die Episode gehört zur Entstehung der Automobilindustrie und ihres Mythos, 1926 dann würde mit dem Zusammenschluss von Carl Benz und Paul Daimler die Marke Mercedes-Benz geboren werden (von der ein Luxusmodell, welch ein Zufall, im Rheingold und der Götterdämmerung auf der Bühne präsent ist). Auf der anderen Seite des Atlantik hatte sich Henry Ford sehr früh bemüht, das Automobil größeren Teilen der Bevölkerung zugänglich zu machen, die ersten Tankstellen tauchen zwischen 1905 und 1907 auf.

Das „Golden“ Motel ist nicht aus Gold sondern einfach vergoldet (siehe Artikel Gold). Als Versorgungsstelle mit schwarzem Gold ist es ein wichtiger neuralgischer Punkt im ökonomischen und sozialen Gewebe, auf gewisse Art eine Walhalla des Öls. Im Übrigen ist auch Nibelheim eine Tankstelle, ohne Motel zwar, aber mit einem Wohnwagen, dem Motel der Armen, wie die Trailer-Motels, die man in einigen Städten im amerikanischen Westen findet. Die Texasfahne vor dem Golden Motel ist als geographischer Hinweis mit Vorsicht zu genießen. Dieser Ort ist zugleich zeitlos und nicht wirklich verortet… ein Phantasma, das Texas als Fluchtpunkt und Referenz auf die Fantasien der westlichen Gesellschaft nutzt (zwischen Eroberung des Westens, Goldrausch, Western und… Dallas).

Technisch gesehen muss der Zuschauer verstehen, dass das Erscheinen von Wotan wie Alberich im offensichtlich gleichen Bühnenbild die gleiche Struktur in zwei verschiedenen Kontexten zeigt. Diese Parallele gilt es sehr schnell aufzustellen. Die häufig fotografierte Szene, in der die drei Diebe auf den Liegestühlen sitzen, illustriert überzeugend die Behauptung Castorfs, dass Wotan/Alberich zwei Gesichter des gleichen Janus sind.

So die Vorderseite des Bühnenbildes den Handel mit Erdöl und seinen Derivaten darstellt (Benzin, Diesel, Öl etc.), so wirft die Rückseite den Blick auf den indirekt damit verbundenen Handel mit Sex. Wenn Donner die Neon-Leuchtschrift wie zur Einweihungsparty einer Hinrichtung zum Strahlen bringt, setzt sein Hammerschlag die Handlung wie ein Projektil in Gang. Alles ist von Anfang an da : Öl + Sex + Automobil (sowie der daraus stammende Reichtum).

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