Im Vorspiel wie am Schluss dieses Rings taucht die Marke Mercedes-Benz auf, Emblem und industrieller Ruhm Deutschlands. Im Rheingold ist er das Fahrzeug Wotans – ein schwarzes Luxusmodell mit aufklappbarem Verdeck aus der Reihe Heckflosse W111 220, das die drei Rheintöchtern zum Zeitpunkt der Einweihung der Golden Motel-Walhalla entwenden werden… Dieses Cabriolet, das im dritten Akt der Götterdämmerung zurückkehrt, verdient unsere ganze Aufmerksamkeit. Das Modell W111 „Heckflosse“ ist von der amerikanischen Mode Anfang der 1960er Jahre inspiriert, die ausgreifende Formen und Panoramafenster bevorzugte. Als äußeres Zeichen von Prestige und Reichtum zog die Serie letztlich die Blicke eines Klientels weit jenseits der Konventionen von Diskretion, Respektabilität und jenem anständigen Chic auf sich, für den die Marke Mercedes steht.

 Das Naziregime hat viel zur Förderung der deutschen Automobilbauer getan. Auf Wunsch Hitlers arbeitete Ferdinand Porsche nach 1933 ein für jedermann erschwingliches Automobilmodell aus, das 1938 unter dem Namen „Volkswagen“ in den Handel kam. Mercedes lieferte dem Naziregime die Limousinenmodelle W136-138 und W07, die häufig an höhere Dienstgrade vergeben wurden. Gegen Ende des Krieges beutete Mercedes schätzungsweise 26958 Zwangsarbeiter sowie 4887 Kriegsgefangene aus.

 Zwischen der kleinen Isetta und dem Cabriolet sticht der Unterschied besonders ins Auge, als ob das jeweilige Fahrzeug als Deckmantel und Metapher einer Figur und eines Charakters auftritt. Die bescheidene Isetta macht eine ziemlich manipulierbare und naive Gutrune glücklich, während die Rheintöchter nach dem prächtigen und auffälligen schwarzen Mercedes greifen. Gleichermaßen fungiert das Luxusvehikel im dritten Akt als kraftvolles politisches und ästhetisches Zeichen (siehe Artikel Stier).

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